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Sibylle Bergemann – Fotografien

Seit dem 3. April sind am Max Delbrück Center in Berlin-Mitte 40 Werke der berühmten Fotografin Sibylle Bergemann zu sehen. Die Tochter und die Enkelin, Frieda und Lily von Wild, waren bei der Vernissage dabei. Im Anschluss wurde die Dachterrasse des MDC-BIMSB nach Sibylle Bergemann benannt.

Sibylle Bergemann selbst und ihre Werke sind untrennbar mit der Geschichte Berlins verbunden. Vor allem ihre Schwarzweißaufnahmen, mit denen sie das Leben in Ost-Berlin vor und nach dem Fall der Mauer dokumentierte, machten die 1941 geborene Fotografin weit über die Grenzen Deutschlands hinaus berühmt.

Mehr als vier Jahrzehnte lang lebte und arbeite Sibylle Bergemann in der Mitte Berlins. Neun Jahre davon, von 1967 bis 1976, verbrachte sie gemeinsam mit ihrem einstigen Mentor und späteren Ehemann Arno Fischer sowie ihrer Tochter Frieda in einer kleinen Wohnung in einem Hinterhof der Hannoverschen Straße – schräg gegenüber des heutigen Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center (MDC-BIMSB).

Eine Fotoausstellung zeigt dort seit dem 3. April 2025 auf drei Etagen 40 Werke von Sibylle Bergemann. Die Auswahl der Bilder hat Frieda von Wild vorgenommen, die selbst Künstlerin ist und den Nachlass ihrer Mutter verwaltet. „Die Wohnung in der Hannoverschen Straße war für mich immer ein ganz besonderes Zuhause“, sagt sie. „In den anderthalb Zimmern spielte sich so viel Leben ab, jeden Abend war bei uns Party.“ Auch deshalb freue sie sich sehr darüber, die Fotos ihrer Mutter, darunter Aufnahmen aus Clärchens Ballhaus, so nah an ihrem einstigen Lebensmittelpunkt zeigen zu dürfen.

Die Wucht der Geschichte sichtbar machen

„Die Ausstellung bietet einen tiefen Einblick in Sibylle Bergemanns grenzüberschreitende Herangehensweise an die Fotografie, die Dokumentation und Kunst stets miteinander verband“, sagt Professor Nikolaus Rajewsky, der Direktor des MDC-BIMSB sowie Initiator und Gastgeber der Vernissage, die auch vom Freundeskreis des Max Delbrück Center unterstützt wurde. „Ihre Arbeit entsprach damit dem Geist unseres Hauses. Unser Motto ist es, Grenzen zu durchbrechen – und nicht nur Forschende ganz unterschiedlicher Disziplinen, sondern auch Wissenschaft, Kunst und Politik zusammenzubringen.“

Begonnen hatte Sibylle Bergemann ihre Karriere bei der Wochenzeitung Sonntag und der Modezeitschrift Sibylle – der „Vogue des Ostens“, die das Leben vieler Frauen in der DDR begleitete und prägte. Später erhielt sie, die auch Mitbegründerin der Fotoagentur Ostkreuz ist, Aufträge von Geo, Zeit, Stern, Spiegel und dem New York Times Magazine, für die sie in vielen fernen Ländern unterwegs war.

Die Dachterrasse des MDC-BIMSB, von der aus man auf das ehemalige Wohnhaus Bergemanns blicken kann, trägt nun den Namen der Künstlerin. „Wir möchten damit einen Menschen würdigen, der viel für die Kommunikation zwischen Ost und West getan hat und dieses Viertel – in dem sich zu DDR-Zeiten übrigens auch die Ständige Vertretung der BRD befand – ganz wesentlich beeinflusst hat“, sagt Rajewsky. Auch wolle man mit der Ausstellung die Wucht der Geschichte, die sich an jenem Ort abgespielt habe, wiederaufleben lassen.

„Wir waren wirklich gerührt und fühlen uns sehr geehrt, dass die Dachterrasse – der in unseren Augen schönste Ort des MDC-BIMSB – nach meiner Mutter und Lilys Oma benannt ist“, sagt Frieda von Wild.

Treffpunkt vieler Künstler*innen

Nicht weit vom Dachgarten entfernt, am Schiffbauerdamm 12, lebte Sibylle Bergemann mit ihrer Familie von 1976 bis 2004. Die Wohnung dort war damals nicht nur Treffpunkt vieler DDR-Künstler*innen, sondern auch international bekannter Fotograf*innen wie beispielsweise Henri Cartier-Bresson.

Dass sie dieses Zuhause wegen Sanierungsplänen des Besitzers verlassen musste, hat Bergemann damals hart getroffen. Sechs Jahre später starb sie im Alter von nur 69 Jahren in Gransee in Brandenburg an den Folgen einer Krebserkrankung. In ihren Werken aber lebt Sibylle Bergemann weiter. Am MDC-BIMSB werden diese nun bis zum 20. Mai bleiben.

Text: Anke Brodmerkel

Fotoausstellung aus dem Nachlass von Sibylle Bergemann
Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center | MDC-BIMSB
Hannoversche Str. 28, 10115 Berlin
Für externe Besucher*innen geöffnet von Dienstag – Freitag, 10 – 15 Uhr.

Weiterführende Informationen

Artikel in der Berliner Zeitung: Regine Sylvester: Das ist jetzt eben so.

Kontakt

Jutta Kramm
Max Delbrück Center
Leiterin Kommunikation
+49 30 9406 2140
jutta.kramm@mdc-berlin.de

Max Delbrück Center

Das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft legt mit seinen Entdeckungen von heute den Grundstein für die Medizin von morgen. An den Standorten in Berlin-Buch, Berlin-Mitte, Heidelberg und Mannheim arbeiten unsere Forschenden interdisziplinär zusammen, um die Komplexität unterschiedlicher Krankheiten auf Systemebene zu entschlüsseln – von Molekülen und Zellen über Organe bis hin zum gesamten Organismus. In wissenschaftlichen, klinischen und industriellen Partnerschaften sowie in globalen Netzwerken arbeiten wir gemeinsam daran, biologische Erkenntnisse in praxisnahe Anwendungen zu überführen – mit dem Ziel Frühindikatoren für Krankheiten zu identifizieren, personalisierte Behandlungen zu entwickeln und letztlich Krankheiten vorzubeugen. Das Max Delbrück Center wurde 1992 gegründet und vereint heute eine vielfältige Belegschaft mit 1.800 Menschen aus mehr als 70 Ländern. Wir werden zu 90 Prozent durch den Bund und zu 10 Prozent durch das Land Berlin finanziert.