Somesh Sai

Was lesen Sie gerade, Herr Sai?

Somesh Sai ist Postdoc in der AG Sander und erforscht, wie sich Betazellen bei metabolischem Stress auf Einzelzellebene verhalten. Als Postdoc-Repräsentant organisiert er gerne Events wie Postdoc Lunches und After Hours. Er empfiehlt einen chinesischen Autor, der mit Science Fiction berühmt wurde.

Seit Jahrzehnten streckt der Mensch seine Hand ins weite, stille Universum aus und sendet Freundschaftsbotschaften ins Unbekannte. Die Walgesänge, das Lachen, die Fußstapfen und einfachen Grüße in Dutzenden von Sprachen an Bord der Voyager Golden Record, die ins All gesendet werden, zeugen von unserer Neugier und Hoffnung und der tief verwurzelten menschlichen Sehnsucht, sich zu verbinden – in der Hoffnung, dass irgendwann, irgendwo jemand antworten könnte.

Doch was, wenn das ein Fehler ist?

In „Der dunkle Wald“, dem zweiten Band von Liu Cixins Trisoloaris-Trilogie „Erinnerungen an die Vergangenheit der Erde“, wird diese hoffnungsvolle Vorstellung auf den Kopf gestellt. Der Roman entwickelt eine erschreckende Hypothese: In einem Universum, in dem das Überleben oberste Priorität hat, riskieren Zivilisationen, die sich zu erkennen geben, ihre Vernichtung. Das Weltall ist kein Ort der Zusammenarbeit – es ist ein Schlachtfeld, auf dem es am sichersten ist, unentdeckt zu bleiben. Während sich die Erde auf eine unausweichliche außerirdische Invasion vorbereitet, entdeckt ein Mann – Luo Ji –, dass allein die Botschaft „Wir sind hier!“ eine Einladung sein könnte, zerstört zu werden. 

Liu Cixin, der wohl erfolgreichste zeitgenössische chinesische Science-Fiction-Autor, hat lange Zeit als Ingenieur in einem Kraftwerk gearbeitet. In seinem Roman verwebt er wissenschaftliche Überlegungen mit tiefgreifenden philosophischen Fragen. Durch die Verknüpfung von Spieltheorie, Psychologie und Astrophysik stellt uns „Der dunkle Wald“ eine grundlegende Frage: Ist es klüger, Kontakt zu suchen oder zu schweigen? Anders als viele Sci-Fi-Erzählungen über kooperative galaktische Föderationen suggeriert „Der dunkle Wald“, dass das Universum ein Ort des lautlosen, erbarmungslosen Wettbewerbs ist.

Es ist eine faszinierende Lektüre – besonders für Forscherinnen und Forscher –, weil es unsere Vorstellungen über Kommunikation, Zusammenarbeit und Intelligenz hinterfragt. Bei Leser*innen, die wissenschaftlich fundierte, zum Nachdenken anregende Science-Fiction mögen, wird diese Geschichte noch lange nachklingen.

Ein Podcast gegen die existenzielle Düsternis

Als Gegengewicht für solche diese verstörenden Gedanken, höre ich gerne „The Bugle“ – einen satirischen Nachrichten-Podcast, der sich als „eine Audio-Zeitung für eine visuelle Welt“ beschreibt.

„The Bugle“ liefert eine brillant absurde Sicht auf die Weltpolitik, skurrile aktuelle Ereignisse und das allgemeine Chaos des modernen Lebens. Ob internationale Skandale analysiert oder einfach das wahrhaft Lächerliche durchleuchtet wird – „The Bugle“ verbindet schnellen Witz, Wortspiele und surrealen Humor auf einzigartig unterhaltsame Art.

Für alle, die sich von den klassischen Nachrichten überfordert fühlen, bietet „The Bugle“ eine erfrischende, urkomische Alternative – und erinnert uns daran, dass Satire selbst in den turbulentesten Zeiten eines der besten Mittel ist, nicht den Verstand zu verlieren.

Liu Cixin: Der dunkle Wald. Trisolaris-Trilogie, Band 2. Heyne, 2023

The Bugle. Podcast