Wunder der Tierwelt
Die Tierwelt ist voller Wunder: Giraffen können Blutdruckwerte aushalten, die menschliche Blutgefäße platzen lassen würden; Bärtierchen – mikroskopisch kleine, insektenähnliche Lebewesen – vertragen Strahlendosen, die 1.000-mal höher sind, als die für Menschen tödliche Dosis. Sie können sogar im Vakuum des Weltraums überleben.
Was als Faszination für die Forschung seines Freundes und Kollegen Gary Lewin über Nacktmulle begann, entwickelte sich langsam zu einem Buch über einige der bizarrsten Kreaturen auf dem Planeten, erzählt Russell Hodge, Wissenschaftsautor am Max Delbrück Center. Das Buch „Lebenskünstler. Von frostfesten Fischen, radioaktivitätsresistenten Bärtierchen und selbstheilenden Amphibien“ dokumentiert die außergewöhnlichen Fähigkeiten vieler Tierarten und stellt den Leser*innen die teilweise eigenwilligen Wissenschaftler*innen vor, die sie erforschen. In jedem Kapitel finden sich grafische Darstellungen der Tiere, die die renommierte Illustratorin Kat Menschik gezeichnet hat. Ihre Arbeiten begleiten über zwei Dutzend Bücher, darunter mehrere Werke des preisgekrönten Schriftstellers Haruki Murakami. Das Buch wurde mit einem science x media Tandem-Stipendium der Stiftung Charité unterstützt.
Ein nachhaltiger Lebensstil
„Lebenskünstler“ berichtet über frostresistente Fische, selbstheilende Amphibien, Nacktmulle und andere faszinierende Kreaturen. Diese Tiere haben erstaunliche Strategien entwickelt, um in ihren unwirtlichen Lebensräumen zu überleben.
Nacktmulle zum Beispiel leben nahezu ständig im Ausnahmezustand, vergleichbar mit den Folgen einer andauernden Umweltkatastrophe, erklärt Hodge. Sie kommen zurecht, indem sie alles in ihrer Kolonie teilen, ihre Fortpflanzung kontrollieren, um Ressourcen zu schonen und in hochstrukturierten Gemeinschaften leben. „Seitdem sie in die Unterwelt leben, haben Nacktmulle auf die Extreme ihrer Umgebung reagiert, indem sie den ultimativen nachhaltigen Lebensstil entwickelt haben“, schreibt Hodge.
„Das sind mehr als nur interessante Fakten“, fügt er hinzu. Die Forschung an den Nacktmullen hat ein Fenster zu neuen Prinzipien des Stoffwechsels geöffnet und könnte Erkenntnisse über das Altern, Krebs und vielleicht sogar die Sprache beim Menschen liefern, erläutert er weiter. Und da die langfristige Zukunft unserer eigenen Spezies auf dem Spiel steht, könnte die Analyse ihrer außergewöhnlichen Anpassungsfähigkeit an extreme Lebensräume auch Hinweise für unser eigenes Überleben liefern. „Wir täten gut daran, es ihnen gleichzutun: unser Bevölkerungswachstum kontrollieren, teilen, was wir haben, und mit viel, viel weniger auskommen.“
Weiterführende Informationen
- „Lebenskünstler“, Galiani Berlin, 2024
- Im Tandem Forschung verständlich machen
- „Science x media“-Tandemprogramm
- Tierversuche und Ethik
- Was Oktopus und Mensch verbindet
- Wie Rochen gelernt haben, durchs Wasser zu gleiten
- Die Reparaturtricks des Zebrafischs
- Nacktmulle sprechen Dialekt
- Maulwürfe: intersexuell und genetisch gedopt
- Von den Bären lernen